Wasdunkelbleibt by Gmeiner-Verlag

Wasdunkelbleibt by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Krimis & Thriller
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2011-06-15T16:00:00+00:00


30

Das Feuer knisterte, die Katze schnurrte, und der Regen peitschte gegen die Glaswand des Wintergartens. Hätte nicht die Ansammlung von leise brummenden Rechnern auf Cyns Tisch gestanden, wäre unsere gemeinsame Nacht recht entspannt gewesen. Ländlich sittlich eben. So ähnlich wie bei mir zu Hause.

»Wir lassen den Bildschirmschoner laufen«, bestimmte Cyn. »Das ist wie eine Einladung. Er denkt, es ist keiner da. Dann kommt er und schaut sich um.«

Juliane und ich hatten Schinkenbrote hergerichtet, während Cyn an meinem Rechner alle möglichen Sachen machte. Obwohl sie versprochen hatte, keine Texte zu lesen oder Daten abzugreifen, kam ich mir ausgezogen vor bis auf die Unterhose. Seltsamerweise vertraute ich Cyn. Auch wenn ich sie nicht mochte. Wir trugen die Brote in den Wintergarten. Cyn kochte eine neue Kanne Kaffee. Wir wollten wach bleiben.

»Vielleicht pennt er«, sagte ich gegen drei Uhr morgens.

»Vielleicht«, gab Cyn schläfrig zu. »Aber du musst damit rechnen, dass er reinschneit. Jede Sekunde. Die Mühe mit dem Trojaner macht man sich nicht, wenn es nicht dringend ist.«

»Es könnte Bastian gewesen sein«, mutmaßte Juliane. »Dann warten wir vermutlich umsonst.«

Der Gedanke, Bastian könne aus dem Jenseits auf meinen Rechner zugreifen, ließ mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinunterrieseln. Es war ja vollkommen unmöglich. Oder war es doch möglich? Wer wusste schon, was sich hinter den Kulissen unserer Wahrnehmung abspielte. Ich betrachtete meinen Computer üblicherweise von außen und sah einen schwarzen, flachen Kasten, in dem meine Texte zur Veröffentlichung fertiggemacht wurden. Was interessierte mich Remote Access Software und dergleichen Kram!

»Im Netz weißt du nie, wer sich hinter einer Aktion verbirgt«, sagte Cyn. Sie hing auf ihrem Stuhl, horizontal beinahe, und kaute an ihrem Brot. Der graue Jogginganzug umgab sie wie eine faltige Elefantenhaut. »Jemand könnte Bastians Identität annehmen.«

Ich rollte mich zusammen und döste. Juliane warf neue Scheite ins Feuer. Mein Gesicht glühte. Ich sollte bei Nero sein. An seinem Bett sitzen und seine Hand halten. Stattdessen beschäftigte ich mich mit einem Computer.

»Können wir den Trojaner nicht rausschmeißen und gut ist’s?«, fragte ich.

»Erstens merkt der Absender dann, dass wir auf seiner Spur sind. Und zweitens lässt sich ein echter Hacker nicht einfach abweisen. Er wird einfallsreicher sein und sich etwas ausdenken, um trotzdem oder gerade deswegen ins System zu kommen.«

Ich musste eingedöst sein. Juliane berührte meine Schulter. Ich schreckte hoch.

»Es geht los!«

Cyn saß, gespannt wie eine Sprungfeder, vor meinem Rechner. Der Bildschirmschoner war beiseitegewischt.

»Er ist da!«, flüsterte sie.

»Und jetzt?«

»Beobachten wie seine Schritte.«

»Warum flüstern wir? Kann er uns hören?«, fragte Juliane.

»Kann er nicht. Ich habe vorsichtshalber das Mikro deaktiviert. Aberglaube.« Cyn starrte gebannt auf den Bildschirm.

Der Fremde öffnete der Reihe nach alle meine Ordner. Er begann bei den neueren Ghostwriting-Projekten und ordnete alle Dateien nach Datum an.

»Ich werde verrückt. Er checkt alles durch!« Schwer zu sagen, wie ich mich fühlte. Wie eine Schlange, die sich häutete und plötzlich nicht mehr weiterkam. Mein Atem ging keuchend. »Warum schicken wir ihm keine gemeine, kleine Nachricht?«

»Weil wir herausfinden wollen, worauf er aus ist«, antwortete Cyn. Sie hatte nun ein anderes Notebook herangezogen und machte sich daran, in einem mir völlig unbekannten Programm Zahlen einzugeben.



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